Eine Frage der Demographie. Von der Kinderknappheit moderner Industriegesellschaften.
Das Problem – wie es dazu kam – und ein Lösungsansatz.
ISBN: 978-3-928516-12-9; 88 Seiten A5 (Vorabdruck); 9,80 €
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An alle Interessierten, die sich um das demographische Problem sorgen!
Manchmal, da meint es der Zufall gut mit einem. So zum Beispiel, wenn man sein Buch zur Demographie just dann fertig hat, wenn das Thema durch die Kanzlerin und den Innenminister gerade wieder einmal ins öffentliche Bewusstsein gerückt wird. Zufall, wie gesagt, obwohl dieses Thema angesichts seiner Dramatik eigentlich seit Jahren kontinuierlich ganz oben auf der Agenda aller Politiker der Bundesrepublik stehen müsste.
Anfangs warnten nur die Experten einsam auf weiter Flur, inzwischen ist es selbst in den Talk-Shows angekommen: Wir in Europa, und ganz besonders in Deutschland, haben ein ernstes demographisches Problem. Das besondere daran ist: so etwas gab es bisher noch nie. Und daran liegt es wohl auch, dass sich Politik und Öffentlichkeit so lange so schwer damit getan haben, dieses Problem überhaupt als ein solches anzuerkennen. Außerdem ist es ja ansonsten genau umgekehrt: üblicherweise haben die Länder mit einer zu hohen Geburtenrate das demographische Problem. Zu wenig Kinder, das gab es bisher nicht in der Weltgeschichte. Und sagte nicht schon Adenauer: „Kinder bekommen die Leute immer“, was wohl soviel heißen sollte, wie dass sich der Staat um so etwas wie Geburten nicht kümmern muss. Muss er aber doch, denn Adenauer, das war einmal! Diese Erkenntnis einer dringend nötigen demographischen Wende ist zwar inzwischen in den verschiedenen Schichten der Bevölkerung, nicht jedoch im Familienministerium angekommen, wo man Kinder immer noch für eine reine Privatangelegenheit hält, die den Staat nichts angeht.
Von den Folgen des demographischen Desasters, das derzeit von der Politik gerne als „demographischer Wandel“ verharmlost wird, redet man allenthalben recht viel. Von den Ursachen dieser Fehlentwicklung spricht dagegen kein Mensch. Es ist jedoch nicht konstruktiv, wenn das eigentliche Kernproblem, nämlich die zu geringe Geburtenzahl selbst, tabuisiert wird und damit von der Lösungsfindung der Gesamtproblematik ausgeschlossen bleibt. Auch der jüngste Ansatz der Jungen Union, die Kinderlosen mit einer Art Sondersteuer zu belegen, zielt letztlich wieder nur darauf ab, die finanziellen Folgen des demographischen Niedergangs für Wirtschaft, Renten und Sozialstaat in den Griff zu kriegen, anstatt sich endlich an die zu niedrigen Geburtenraten selbst heranzuwagen. Es gilt, sich nicht länger nur um die Folgen des Geburtenmangels zu sorgen, den Mangel selbst dabei aber stets als unabänderlich hinzunehmen – denn er ist nicht unabänderlich! Ein Anfang wäre beispielsweise, es den Frauen – allen voran den Akademikerinnen – schlicht wieder zu erlauben Kinder zu kriegen. Denn unsere Industrie- und Leistungsgesellschaft verhängt in vielen Fällen in der gelebten Praxis faktisch ein Art „Gebärverbot“, was von der Politik aber geflissentlich ignoriert wird.
Während also in den meisten Texten zum „demographischen Wandel“ vor allem über die Folgen und deren Bewältigungsstrategien die Rede ist, soll hier über die mögliche Ursachenbekämpfung gesprochen werden. Wir müssen und fragen: Sollen weiterhin so viele ausgebildeten Frauen ihre fruchtbare Lebensphase „lückenlos“ in irgendwelchen Büros vergeuden? Wollen wir es den Arbeitgebern weiterhin zugestehen, faktisch über die Familienplanung junger Menschen zu bestimmen? Auch fragt man sich inzwischen, ob das ewige „Praktikumsdasein“ und das Leben in Halbjahresverträgen nicht auch heimlich den Sinn hat, gezielt die Familienbildung zu unterwandern, um die jungen Arbeitskräfte uneingeschränkt zur Verfügung zu haben. Unsere Gesellschaft lebt nicht nur finanziell auf Pump, seit gut dreißig Jahren leben wir auch demographisch gesehen „auf Pump“. Wir haben ein „Kinder-Schuldenloch“, das es dringend wieder auszugleichen gilt, bevor unsere alternde Gesellschaft von der „Bevölkerungs-Pleite“ ereilt wird. Es gilt ebenfalls, den ganzen Förderwirrwarr zu entfilzen und neu auszurichten. Ziel darf es nicht länger sein, nur die wenigen vorhandenen Kinder mit unzähligen Maßnahmen zu päppeln, sondern jungen Erwachsenen zu helfen, eine Familie zu gründen und Eltern zu werden. Denn in dieser für die Demographie viel entscheidenderen Frage sind die staatlichen Leistungen annähernd null. Es gilt, den Familien zu helfen, ihren Alltag mit Kind besser bewältigen zu können. Das aber geht nur mit der Bereitstellung von völlig neukonzipierten Betreuungsangeboten, die in ihren Dimensionen deutlich über die gegenwärtigen Planungen hinausgehen. Und das wiederum geht nicht mit einer Heerschar an unbezahlbaren zusätzlichen Fachkräften (wo sollten die auch alle herkommen?), sondern nur mit einem staatlichen Pflichtdienst. Es gilt, den „staatlichen Babysitter“ zu erfinden. Ein positiver Nebeneffekt eines solchen Dienstes wäre die damit verbundene, dringend nötige Vermittlung von Grundkompetenzen in Familienfragen, bezüglich guter Erziehung, gesunder Ernährung usw. Wie das alles konkret aussehen könnte, soll hier genauer erläutert werden.
Nach dem ausführlichen Teil über die demographische Frage widmet sich der Text in zwei weiteren, kürzeren Abschnitten noch der Ineffizienz der Sozialsysteme sowie der Gleichberechtigung. Letztere wird in jüngster Zeit viel zu unkritisch bejaht. Es ist derzeit kaum noch möglich, die Frage bezüglich der Gleichheit der Geschlechter offen zu diskutieren. Vielmehr steht heute vor Gesprächsbeginn immer schon fest, was als Ergebnis herauszukommen hat: dass es nämlich keinerlei feststellbaren Unterschied zwischen den Geschlechtern gibt, weil es ihn laut aktueller Political-Correctness-Doktrin nicht mehr geben darf. In Sachen Geschlechtergleichheit haben wir es nicht nur mit einem Diskussionsverbot, sondern fast schon mit einem Denkverbot zu tun. – Auch das nicht gerade förderlich, wenn man ein demographisches Problem in seinem Land und seiner Gesellschaft zu lösen hat. Wenn die Prämissen bei einer schwierigen Frage allein durch aktuelle Modediktate und pseudo-moralische Unumstößlichkeiten festgelegt sind, dann kann man (wie einst im „Ostblock“ bei Wirtschaftsfragen) auf keine realistischen Lösungsvorschläge mehr hoffen. Wenn also die aktuelle Position der Frau in der Gesellschaft nicht mehr hinterfragt werden darf, dann wird das mit der Antwort auf die demographische Herausforderung nicht klappen, weil wir uns eine mögliche Lösungsfindung damit selbst verbieten. Angesichts der immer drängender werdenden Problematik in dieser Sache ist es daher an der Zeit, sichergeglaubte Moralpfade zu verlassen und wieder frei und Ergebnisoffen zu denken.
Karlsruhe, April 2012
Dr. phil. Wolfgang Höhne
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